Zweite Pappenheimer Geschichtsreise nach Lützen

Nachdem im September 2024 die erste Pappenheimer Geschichtsreise in der Stadt Pappenheim stattgefunden hat, konnte der Heimat- und Geschichtsverein der Altmühlstadt die Fortsetzung dieser historischen Tour umsetzen. Das Geschlecht deren von Pappenheim ist der Ausgangspunkt dieser Geschichtsreise, die in diesem Jahr, am letzten Septemberwochenende, nach Lützen führte.

Dort fand am 6./16 November 1632 der der größten und bedeutendsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges statt. Der kaiserlicher Generalissimus Albrecht von Wallenstein kämpfte mit seinem Heer gegen das schwedisch-protestantische Herr und König Gustav II. Adolf von Schweden. Der schwedische König fiel in dieser Schlacht wie etwa neuntausend Soldaten auf beiden Seiten. Einer dieser neuntausend war Graf Gottfried Heinrich zu Pappenheim, der in Treuchtlingen geboren wurde und aufwuchs und die Herrschaft Pappenheim als kleiner Landesherr verwaltete. Gottfried Heinrich hatte den militärischen Weg gewählt und kämpfte bereits in der Schlacht am Weißen Berge 1620, wo er fast tödlich verwundet wurde und von den vielen Verletzungen dieser Schlacht den Namen Schrammhans erhielt. Aufgrund des Todes dieses Pappenheimers bei Lützen gibt es seit mehr als zwanzig Jahren sehr enge Beziehungen zwischen dieser kleinen Stadt in Sachsen-Anhalt und dem fränkischen Pappenheim, vor allem getragen durch den Pappenheimer Geschichtsverein und den Heimat- und Museumsfreunden Lützen e.V., den Förderverein des Museums und der Gedenkstätte Lützen. Am letzten Septemberwochenende trafen sich aber nicht nur die Pappenheimer in der Stadt Lützen, sondern auch Vertreter der „Pappenheimer in Gräfenthal“ aus Thüringen. In Gräfenthal existierte eine Nebenlinie der Herren von Pappenheim zwischen 1438 bis 1599, die dort auf Schloss Wespenstein residierten. Neben dem Vereinsvorsitzenden Henry Bechtold waren auch weitere Mitglieder des dortigen Heimat- und Geschichtsvereins in Lützen anwesend. Wie im vergangenen Jahr fehlten diesmal auch das Pappenheimer-Regiment, eine Traditionsgruppe aus dem sächsischen Delitzsch. Wieder mit dabei war auch die Tochter der Gräfin Ursula zu Pappenheim, Raily Gräfin von der Recke-Vollmerstein.

Lützens Bürgermeister Mirko Kother begrüßte die vielen Delegationen im Lützener Schloss und nutzte während der drei Tage die Zeit zu vielen Gesprächen mit den Teilnehmern. Einer der Hauptpunkte der diesjährigen Geschichtsreise war die Gustav-Adolf-Gedenkstätte in Lützen mit dem neuen Museum 1632. In diesem Gebäude werden die Funde von Schlachtfeld von 1632 ausgestellt. Zwischen 2006 und 2011 wurden große Teile des Schlachtfeldes systematisch untersucht und mehr als 3.300 Einzelfunde gemacht, die man der blutigen Auseinandersetzung zuordnen konnte. Gezeigt werden Gürtelschnallen, Knöpfe, Zapfhähne, Gussformen von Kugeln, Buchschließen und andere Gebrauchsgegenstände, die während der Schlacht und dem Nachtlager der Schweden im Boden verschwanden. Mehr als 2.300 Musketenkugeln, die per GPS eingemessen worden sind, dokumentieren den Schlachtverlauf. Am eindrucksvollsten aber empfanden die Gäste aus Pappenheim, Delitzsch und Gräfenthal das 2011 gefundene Massengrab aus der Schlacht mit 47 gefallenen Soldaten. Es ist als ein Mahnmal gegen Krieg, aufgerichtet an einer Wand. Untersuchungen zeigen den Ernährungszustand, Erkrankungen, Verletzungen, Todesumstände und teilweise auch die Herkunftsregion der Männer. Der jüngste Soldat war 15 Jahre alt. Als einzigartig empfanden es die Gäste.

Der Tag ging weiter mit zwei Vorträgen von Renate Prusakow, die die Idee der Geschichtsreise noch einmal Revue passieren ließ, und von Maik Reichel, ehemaliger Bürgermeister und Museumsleiter von Lützen, der die schlachtfeldarchäologischen Untersuchungen auf den Weg brachte. Er sprach über zwei Geschichtsschreiber aus der Familie Pappenheim. Zum einen über Matthäus von Pappenheim (1458-1541) und Graf Haupt zu Pappenheim (1869-1954). Matthäus verfasste eine Chronik wie sie im Mittelalter üblich war mit biografischen Angaben zu den Familienmitgliedern und farbigen Kupferstichen. Graf Haupt forschte mehr wissenschaftlich und durchsuchte etwa 5000 Urkunden über die Familie zu Pappenheim und fertigte entsprechende genealogische Tafeln an.

Eine Andacht in der Gustav-Adolf-Kapelle beschloss den zweiten Tag. Am dritten Tag besuchten die Teilnehmer die Stadt Leipzig, wo vor allem das monumentale Völkerschlachtdenkmal von 1913 das Interesse anzog. Zwischen dem 16. Und 19. Oktober 1813 fand um ganz Leipzig herum die berühmte Völkerschlacht statt, wo Napoleon gegen seine verbündeten Gegner aus Russen und vielen deutschen Staaten verlor. Ein Innenstadtbesuch der historischen Altstadt mit Besuch des bekannten Auerbachs Keller (schon in Goethes Faust zu lesen) beschloss die Besichtigung. Zurück in Lützen wurden die Gäste von den Lützenern verabschiedet. Im nächsten Jahr trifft man sich zur dritten Pappenheimer Geschichtsreise im thüringischen Gräfenthal.

Text:Maik Reichel
Foto Claudia Dommel