Ausstellung über die Sanitätskolonne Pappenheim

Am 07.09.2020 eröffnete der Heimat- und Geschichtsverein Pappenheim und Ortsteile e.V. im Arkadenfester in der Deisingerstraße die Ausstellung über die BRK-Sanitätskolonne Pappenheim. Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung von der Stadtkapelle Pappenheim. Begrüßen konnte die 1. Vorsitzende Renate Prusakow auch den 1. Bürgermeister Florian Gallus, sowie die Stadträte Pia Brunnenmeier, Karl Satzinger und Erich Neulinger.

Renate Prusakow gab zur Einführung einen Einblick in die Geschichte des BRK Pappenheim und die Einsätze des Krankenwagens. Vor allen Dingen bei Unfällen im Steinbruch wurde der „Sanka“ benötigt. Leider verliefen diese Unfälle auch meistens tödlich.

Nun, nicht ganz der rednerischen Reihenfolge entsprechend, doch chronologisch:

Frieder Edel:
Seit 1919 ist die Familie Edel mit dem BRK eng verbunden. Der Großvater und Vater von Frieder Edel waren lange Jahre Kolonnenführer und Krankenwagen-Fahrer. In der Kindheit von Frieder Edel hat sich alles um das Rote Kreuz gedreht. Da damals noch nicht alle Telefon hatten, oblag es Frieder bei einem Transport zu dem Haus des Beifahrers zu rennen, um ihm Bescheid zu sagen. Herr Rosenbaum, Herr Popp und später Herr Haberkern mussten benachrichtigt werden.

Bei neuen Verbänden war Frieder „Opfer“, an dem die Verbände so lange probiert wurden, bis diese dann in der Kolonne vorgestellt werden konnten.

Als Ende der 50er Jahre bei den Abschlussprüfungen des Erste-Hilfe-Kurses die „Verunfallten“ geschminkt wurden, war Frieder mit seinen Freunden Rainer, Peter und Herbert auch dabei. Vor allen Dingen, weil es für die Darsteller hinterher Kuchen satt zu essen gab. Die Pappenheimer Schminkkünste waren so bekannt, dass sie sogar in der Zeitung Erwähnung fanden. Im Jahr 1959 hat Frieder selbst seinen Ersten-Hilfe-Kurs absolviert und ist seit diesem Zeitpunkt dem BRK verbunden.

Dagmar Fromm:
Nachdem Fritz Edel nicht mehr den Krankenwagen fuhr, übernahm diese Aufgabe Herbert Groll. Kolonnenführer wurde Ludwig Endner. Schon in den 50er Jahren hat Frau (damals hieß es noch Frl.) Hetzold von Frau Mathilde Oster die Frauenbereitschaft übernommen. 1956, nach dem Ungarn-Aufstand, hat die Bereitschaft mitgeholfen im Treuchtlinger Bahnhof die Ungarn-Flüchtlinge in den Zügen mit Erbsensuppe zu versorgen.

Nach der Familie Edel drehte sich auch bei uns, der Familie Groll, alles um das Rote Kreuz. Es musste immer jemand daheim sein, falls das Telefon klingelte. Mein Vater, Herbert Groll, absolvierte 1955 einen sogenannten ABC-Lehrgang, denn damals war die Angst vor einem Atomangriff immer gegenwärtig. Ende der 50er Jahre kam bei meinen Eltern noch der Ausbilder-Lehrgang dazu. Sehr oft sah man damals den „Sanka“ in der Bahnhofstraße stehen. Damals war es noch üblich, dass einen Tag vorher Bescheid gesagt wurde, wenn ein Patient ins Krankenhaus gebracht werden musste, bzw. wenn jemand aus dem KH entlassen wurde, da nicht jeder Haushalt über ein Auto verfügte. War dies bei einer/einem Bekannten der Gräfin Ursula der Fall, fuhr diese als Beifahrerin mit. Sehr beliebt waren auch die Erste-Hilfe-Übungen auf dem Marktplatz, die unter großer Anteilnahme der Bevölkerung stattfanden. Persönlich erinnere ich mich gerne an die Ersten-Hilfe-Kurse in Neudorf, Göhren, Ochsenhart und Bieswang, bei denen ich meinen Eltern „assistieren“ durfte. Meine Mutti, Elisabeth Groll, hatte da schon ihren Schwesternhelferinnen-Kurs absolviert und wurde öfters im Krankenhaus Pappenheim als Nachtwache eingesetzt. Damals war es auch üblich, bei den Niederländter-Treffen mit der Sammelbüchse umherzugehen. So kam manches Scherflein in die Rot-Kreuz-Kasse.

1967 wurde Frau Mathilde Oster als 1. Frau der BRD mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet, was einem Ritterschlag für das Rote Kreuz Pappenheim gleichkam.

Die Bereitschaft einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren wurde schlagartig weniger, als die Regierung für die Fahrprüfung die Sofortmaßnahmen am Unfallort gesetzlich verankerten. Das Fatale daran war, dass keinerlei Wiederholungen dafür angesetzt waren, so dass alles wieder vergessen wurde. Hauptsache man hatte den „Lappen“, wie man damals den Führerschein liebevoll nannte.

Marianne Pappler:
Dies haben vor allen Dingen die Familie Pappler zu spüren bekommen, die ab den 70er Jahren für den Krankentransport und die Ersten-Hilfe-Kurse zuständig waren, bis es die Rettungsleitstelle gab. Marianne Pappler erinnert sich noch gut daran, wie oft sie an das Haus gebunden war, so dass sie noch nicht einmal Brot kaufen konnte.
Herr Bernd Pappler arbeitete im Krankenhaus Pappenheim und war trotzdem immer einsatzbereit, wenn Hilfe gebraucht wurde. Frau Pappler war ab 1980 auch Kreisbereitschaftsleiterin und führte die Aufsicht über das Zeltlager, in dem Tschernobyl-Kinder sich 1985 10 Tage von dem Schrecken des Unfalls im Atomkraftwerk Tschernobyl erholen konnten. 1989 gebührt Frau Marianne Pappler die Ehre, das 1. Bayerische Frauenlager der Sanitätsdienstleiterinnen in Übermatzhofen abgehalten zu haben. Der Abschlussabend dieses Lagers fiel aus, da sämtliche erreichbaren Frauen ins Krankenhaus Gunzenhausen gerufen wurden um die Betten zu beziehen, da zu diesem Zeitpunkt die Wiedervereinigung stattfand.

Erster Bürgermeister, Florian Gallus, bedankte sich beim Heimat- und Geschichtsverein und den Ausführenden für die gelungene Austellungseröffnung. Ein kleiner Wermutstropfen war, dass trotz erfolgter Einladung, von den aktuellen Rot-Kreuzlern keiner dieser Eröffnung beiwohnte.

Bei einem Schluck Sekt, bzw. Bier oder Wasser, sowie guten Käse-Schinken-Croissants und sehr intensiven Gesprächen mit den ca. 30 Besuchern der Ausstellungseröffnung, ging diese zu Ende.

Text: Dagmar Fromm
Fotos: Wolfgang Sachse