Die Geschichte des Pappenheimer Kriegerdenkmals

Die Neuerrichtung eines Denkmals für Kriegsgefallene hat in Pappenheim vor 100 Jahren das ganze Jahr 1921 hindurch die Gemüter sehr bewegt. Am Denkmal selbst gab es von niemandem etwas auszusetzen. Vielmehr ging es um die strittige Frage, an welchem Ort so ein Denkmal aufgestellt werden soll. Während der Stadtrat den Friedhof an der Galluskirche für den richtigen Aufstellungsort hielt, wollte eine Gruppe von Bürgern die sich als „Gegenströmung“ bezeichnete, dass das Denkmal in der Schützenstraße an der Friedenseiche [gegenüber Gasthaus Linde] aufgestellt wird. Damals wie heute wurde der Schlagabtausch in der Zeitung dokumentiert.

Angefangen hat alles im März der Jahres 1921, als dem Stadtrat „der Bericht über die Errichtung eines Denkmals für die im Kriege Gefallenen zur Kenntnis gedient“hat.

Im Juni beschloss man an den Nürnberger Professor Max Heilmaier wegen der Gestaltung des Denkmals heranzutreten. Schon einen Monat später beschloss der Stadtrat Pläne öffentlich auszustellen, „damit die Öffentlichkeit zu dem Entwurf Stellung nehmen kann“, beschloss der Stadtrat.

Mitte Oktober 1921 gab es dann ein Modell des Denkmals das im Schaufenster des Karl Emmer in der Deisingerstraße 18 [heute Genuss Werkstatt Demir] ausgestellt wurde. Damals wurden in dem Geschäft Hüte; Mützen und Pelzwaren verkauft. Emmert hatte das Geschäft ein Jahr zuvor von Herrmann Ammon übernommen.

Schon wenige Tage später lud ein namentlich bekannter Pappenheimer als „Einberufer“ abends um 8 Uhr in das Gasthaus Stern „zu einer Protestversammlung gegen die Aufstellung des Kriegerdenkmals auf dem Friedhof“ ein. „Wozu alle Kriegsteilnehmer und sonstige Interessenten eingeladen sind.“

Diese Versammlung war die Quelle einer enormen Gegenströmung, die sich dafür stark machte, dass das Denkmal an einem anderen Ort als dem Friedhof aufgestellt werden soll.

Der Stadtrat begründete in einer sehr ausführlichen Bekanntmachung, die Gründe für den Standort am Eingang der Galluskirche.

In der Bekanntmachung heißt es u.a.:
„… Nachdem aber vom künstlerischen Standpunkt aus Bedenken gemacht worden waren und nachdem nicht ein Kriegerdenkmal errichtet werden soll, sondern ein `Gedenkstein für die im Felde der Ehre Gefallenen`, so eignet sich kein Platz besser als der Friedhof. Abseits vom Gedränge des Alltags soll den Hinterbliebenen und den Gemeindeangehörigen Gelegenheit geboten sein, dem Andenken der draußen gebliebenen nachzuhängen ohne durch äußre Einflüsse hierin gestört zu werden. An einem öffentlichen Platz ist dies nicht möglich. Zur Errichtung eines Kriegerdenkmals, das geeignet ist, die glorreichen Taten und Siege des Herres zu verherrlichen oder die Nachwelt für neue Kriege anzufeuern und zu begeistern, besteht unseres Erachtens im gegenwärtigen Augenblick keine Veranlassung. Nachdem der Krieg nun einmal verloren ist, nachdem wir unter den drückenden Fesseln des Friedensvertrages leiden und wir alle Ursache haben, um die Toten und um deutsche Größe und Macht zu trauern. Lediglich die glorreiche Beendigung eines Krieges wurde als Anlass zur Errichtung von Kriegs – oder Kriegerdenkmalen genommen……“

 Aber die Gegenströmung ließ sich nicht überzeugen und legte Unterschriftslisten für einen Standort des Denkmals außerhalb des Friedhofs vor, die allerdings vom Stadtrat angezweifelt wurden. Deshalb beschloss der Stadtrat, am 4. Dezember1921um 16:00 Uhr zu einer öffentlichen Versammlung in den Kronensaal einzuladen, „in der wegen der Denkmalsangelegenheit verhandelt werden soll.“

In einer weiteren amtlichen Bekanntmachung äußert der Stadtrat die Bereitschaft bei dieser Versammlung den Willen der Bürgermehrheit zu akzeptieren gibt bekannt:

„Obwohl der Stadtrat in einer längeren Erklärung des Näheren die Gründe auseinandersetzte, die ihn bestimmten, als passenden Platz für die Aufstellung der Gefallenenehrung den Friedhof auszuwählen, ist die gut gemeinte und wohl erwogene Absicht des Stadtrates bei der Gegenströmung bedauerlicherweise auf kein Verständnis gestoßen. …. Zur Beseitigung aller Missverständnisse und um Reibungen unseres kleinen Gemeinwesens zu vermeiden, ist der Stadtrat bereit, dem Willen der Gesamtgemeinde Rechnung zu tragen, wenn sich eine absolute Mehrheit findet, die dem Gedanken auf Errichtung des Gedenksteins im Friedhof abhold ist.“

Über die Versammlung gibt es kein Protokoll. Aber die „Gegenseite“ hat nach der Versammlung mit einem offenen Brief an den Stadtrat reagiert und „nachdrücklichst Protest gegen die Vergewaltigung der öffentlichen Meinung erhoben“.

Obwohl bei der Versammlung mit deutlicher Mehrheit von 94: 87 gegen die Aufstellung im Friedhof gefallen sei habe er Stadtrat seinen Beschluss gegen das Votum der Bürger gefasst. Die Gegenströmung schreibt:

„Dieser Beschluss wurde gefasst, angesichts der in der Notiz vom 1. Dezember gegebenen Zusicherung, dass das Ergebnis der Versammlung für den Stadtrat bestimmend sein wird. Nicht dieses Ergebnis aber war bestimmend, sondern der Wille der allmächtigen Stadträte. Daraus erhellt, dass die Einberufung der Versammlung nichts anderes als eine Komödie war, offenbar nur zu dem Zwecke inszeniert um die Gegner für die Pläne des Stadtrates gefügig zu machen.“:

Es blieb trotzdem beim Beschluss des Stadtrates und noch im Dezember 1921 hatte man 7.610 Mark Spendengelder zusammen. Das Denkmal, wie es seit Juli 1966 an der Nordwestseite der Galluskirche steht hatte seinen ursprünglichen Platz rechts neben dem Eingang zur Galluskirche, wo es am 29.10.1922 eingeweiht wurde.

Interessant ist, dass in den Seitenwänden des Denkmals die Namen der Gefallenen verewigt sind.

Peter Prusakow