Fasching – damals ein Vergnügen für alle

Der Heimat- und Geschichtsverein Pappenheim hat jetzt eine neue Ausstellung in seinem Arkadenfenster an der Stadtvogteigasse 1 eröffnet. Mit den Fotos und Exponaten soll an eine Zeit erinnert werden als das Feiern in Pappenheim noch Lebensfreude und Generationsübergreifende Geselligkeit war.

 

Mit den Fotos zeigen  sie Faschingsbälle im Kronensaal und Faschingsturnstunden in der Turnhalle. Auch einige Fotos von den Stadtratssitzungen sind dabei, an denen die „Närrischen Weiber von Pappenheim alljährlich am Unsinnigen Donnerstag den Stadtrat „überfallen“ haben. Interessant sind  auch die Fotos vom Rosenmontagsumzug 1955 mit dem Prinzenpaar, dem Fernsehstudio Pappenheim, der Werbung für eine Kartoffel-Bowle und dem Hinweis auf den Elferrat, den es offenbar damals schon in Pappenheim gab.

Fasching in Pappenheim
In den Nachkriegsjahren entwickelte sich in Pappenheim eine recht ausgeprägte Faschingskultur. Es gab zwar, soweit bekannt nie eine Prinzengarde, aber sehr wohl ein Prinzenpaar. Dieses verkörperten in einem der Pappenheimer Rosenmontagszüge in den 1950er Jahren der Friseur, BRK Kolonnenführer und OP-Assistent Fritz Edel zusammen mit Frieda Karg von gleichnamigen Uhren- und Schmuckgeschäft in der Deisingerstraße.

Es war die Zeit, als jeder namhafte Verein in Pappenheim seinen eigenen Faschingsball im meist voll besetzten Kronensaal abhielt. Besonders begeht war in den 1950er Jahren die Teilnahme an den legendären Faschingsbällen der Privilegierten Schützengesellschaft 1491 Pappenheim, für die man eine schriftliche Einladung vorlegen musste um eine Eintrittskarte kaufen zu dürfen. Nahtlos angefügt an diese Ära der Schützenbälle haben sich dann in den 1970er Jahren die Faschingsbälle der Sanitätskolonne Pappenheim. In einem Jahr gab es an der Abendkasse eine Warteschlange vom Eingang des Kronensaales bis zum evangelischen Pfarrhaus in der Graf-Carl-Straße.

Das Aufblühen der Discotheken und später der sogenannten „Hully-Gully Drecksaufeten“ zogen in den Folgejahren die Jungen Leute immer mehr von den Faschingsbällen ab. Und so hat man in Vereinsgemeinschaften Faschingsbälle im Kronensaal organisiert, die aber auch bald nicht mehr stattfanden. Auch der immer ausverkaufte Rosenmontagsball – als krönender Abschluss der Faschingssaison versank in den 1990er Jahren in der Versenkung.

In den Jahren 2005 und 2006 hat der Turnverein in der Turnhalle recht gut besuchte Faschingsbälle in der Turnhalle abgehalten und auch der Versuch einer Interessengemeinschaft, im Kronensaal wieder einen Rosenmontagsball zu etablieren war nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt.

Dauerhaft gehalten hatte sich seit 1975 bis zur Pappenheimer Zeitenwende der Pappenheimer Weiberfasching. Jahr für Jahr stürmten die närrischen Weiber mit ihren immer wieder neuen Ideenreichen Kostümen die Stadtratssitzungen und verbreiterten dort Freude und gute Stimmung, was in den letzten Jahren, zunehmend anstrengender wurde.

Seitdem Corona unsere Gesellschaft fest im Griff hat, ist es vorbei mit dem Überfall der närrischen Pappenheimer Faschingsfrauen auf den Stadtrat. Im vergangenen Jahr hatten die Organisatoren der „Närrischen Weiber“ für den Bürgermeister und jedes Ratsmitglied ein „Überraschungs-Faschingspäckchen“ im Rathaus abgegeben. Dieses sollten die Stadträte und Stadträtinnen am Unsinnigen Donnerstag in öffentlicher Sitzung auspacken, was aber zum Verdruss der Faschingsfrauen nicht geschah.

Es bleibt abzuwarten, ob mit der Stadtratssitzung am letzten Februartag 2019 in Pappenheim der Fasching nur noch in Bildern und Erinnerungen weiterlebt.