Wie zu Fleischmanns Zeiten

Veröffentlicht am Montag, 05. Dezember 2011 16:22

Mit einem beeindruckenden Festakt wurde jetzt die neu verlegte Fleischmannchronik als Buch vorgestellt. Oskar Leykamm und seine Tochter Sabine Löffler, stellten die Stadtchronik aus dem 19. Jahrhundert vor. Dabei waren die heutigen Vertreter von Institutionen, Geschäften und Vereinen der damaligen Zeit. Grußworte von Landrat Gerhard Wägemann und Bürgermeister Uwe Sinn.

Der Pappenheimer Lehrer Georg Fleischmann hätte sich gefreut, über die Neuauflage seiner Chronik 111 Jahre nach der Ersterscheinung. Es ist nicht überliefert, in welchem Rahmen damals im Juni des Jahres1900 die von ihm verfasste Chronik der Öffentlichkeit vorgestellt und zugänglich gemacht wurde.
Die Vorstellung der Neuauflage jedenfalls wurde vom Pappenheimer Heimat- und Geschichtsverein im voll besetzten historischen Rathaussaal in einen würdigen Rahmen gesetzt. Lebendige Geschichte für jedermann – das wurde bei der Buchvorstellung erneut eindrucksvoll dargeboten.
Dass diese Veranstaltung im Rathaussaal stattfinden konnte war eine persönliche Einzelfallentscheidung von Bürgermeister Uwe Sinn, wofür sich die 1. Vorsitzende des Heimat- Geschichtsvereins Renate Prusakow in ihrem Grußwort recht herzlich bedankte. Besonders beeindruckt zeigten sich die Veranstalter, dass Gerhard Wägemann am Abend seines ersten offiziellen Arbeitstages als Landrat den Weg zum Heimat- und Geschichtsverein nach Pappenheim gewählt hat.

In ihren Grußworten lobten Landrat Wägemann und Erster Bürgermeister Sinn das Engagement des Heimat- und Geschichtsvereins, das nur zur Neuauflage der für Pappenheim bedeutsamen Fleischsmannchronik geführt hat. Beide legten auch ein Bekenntnis dafür ab die Weiteren Bestrebungen des Vereins zu unterstützen.
Und dazu bieten sich mannigfaltige Möglichkeiten, wie aus der Ansprache von Renate Prusakow der Vereinsvorsitzenden deutlich wurde. Erstaunlich lang war die Liste der Aktivitäten, die sie aus der erst 4-jährigen Vereinsgeschichte vortragen konnte. Darunter fallen, um nur einige zu nennen, die Aktion „Seil der Verbundenheit“ beim historischen Fest 2006, Neuauflage der Zuttelchroniken, die Dokumentation des jüdischen Friedhofes, Klenzefest 2008, Pflege der Spuren der Pappenheimer  und zahlreiche historische Stammtische.
Georg Fleischmann hat es sich nicht nehmen lassen, seine Chronik den interessierten Pappenheimern und dem einzig anwesenden Stadtrat Friedrich Obernöder höchstpersönlich vorzustellen. Hierzu musste er aber einen heutigen Pappenheimer suchen, der wie er Schulmeister, Chorleiter, Vereinssekretär und Familienvater ist.
Gefunden hat Fleischmann einen würdigen Nachfahren in Oskar Leykamm, der zusammen mit seiner Tochter Sabine die Fleischmannchronik im Rathaussaal vorstellte.

Vieles, was es heute noch in Pappenheim gibt, hatte seinen Anfang im 19. Jahrhundert, so entstand beispielsweise die erste Pappenheimer Lottoanstalt, als deren heutiger Vertreter Frieder Edel begrüßt wurde. Auch die Sparkasse entstand im 19. Jahrhundert. Genauso wie der Militärverein und der Turnverein, aus dessen Mitglieder sich schließlich die Freiwillige Feuerwehr gegründet hat.

In eindrucksvoller Weise haben es Oskar Leykamm und seine Tochter Sabine Löffler bei der Vorstellung des Buches verstanden, die breite Palette der Besonderheiten der damaligen Zeit zu beleben. So berichteten sie von einem Jahrhundert in dem es in Pappheim 15 Gastwirtschaften, 6 Bäcker, 5 Schneider und 7 Metzger gab. Sie berichteten von den Stadtfinanzen, dem Rauchverbot, den Kriegsnöten, von der Einführung des elektrischen Lichts der Stellung der Grafen, vom Wettrennen der dicksten Männer, und vielem Mehr.
Die Fleischmannchronik weist außer der zeitlichen Abfolge keine Struktur auf. Darin liegt ein besonderer Reiz dieses Buches. Denn gleichgültig welche Seite der Leser aufschlägt er wird immer auf interessante Stellen stoßen, die zum Weiterlesen anregen.

Mit dem Schlusssatz aus seiner Chronik verabschiedete sich Georg Fleischmann alias Oskar Leykamm schließlich von seinen Zuhörern.

Aber so wie es auch im Pappenheim des 19. Jahrhunderts guter Brauch war wurde auch am Endes der Versammlung 111 Jahre danach gemeinsam gesungen. Als erfahrener Chorleiter stimmte Georg Fleischmann „Nun danket alle Gott“ an, das von den Besuchern aus vollen Kehlen mitgesungen wurde und der würdigen Veranstaltung  einen besonders erhabenen Rahmen verlieh.

Nach einem kleinen Stehempfang bei dem die Zuckerbrezeln von Bäckermeister Friedrich Held Erinnerungen an eine vergangene Zeit wach werden ließen, endete die Festveranstaltung auf dem Marktplatz. Wie in der Fleischmannchronik mehrfach beschrieben war auch an diesem Abend das Rathaus illuminiert. Diesmal nicht mit Unschlittlampen sondern mit einer elektrischen Beleuchtung, der Firma Dengler. Choräle aus dem 19 Jahrhundert wurden von der Stadtkapelle gespielt und der Nikolaus verteilte am Vorhabend des Nikolaustages Geschenke an die Gäste. Mit dem Nachtwächterruf des Stadtkapellmeisters Dietmar Klenk fand die Veranstaltung ein stilgerechtes Ende.

Für die Fotos bedanken wir uns bei Adamina Mulder

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