Die Erfolgsgeschichte der jüdischen Tage

Veröffentlicht am Donnerstag, 17. Juli 2014 15:00

Der Heimat & Geschichtsverein Pappenheim und Ortsteile e.V. hat mit den jüdischen Tagen eine ganze Reihe von hochkarätig besetzten Führungen, Vorträgen n und Konzerten angeboten. Mit einer  neuen Broschüre zur Geschichte der Juden in Pappenheim schafft der Verein für die Stadt Pappenheim eine Dokumentation von hohem und bleibendem Wert.

Die langjährigen Bestrebungen des Heimat & Geschichtsvereins, die Geschichte der Juden in Pappenheim zu dokumentieren, greifen die Tatsache auf, dass der Ort Pappenheim nur als Stadt in der heutigen Form existiert, weil die Pappenheimer Reichserbmarschälle einst vom Kaiser das Schutzrecht für die jüdische Bevölkerung zugesprochen bekamen.  Durch die Anwesenheit der Juden konnte sich Pappenheim zu einem ansehnlichen Ort entwickeln. Einzige Dokumente der einst ansehnlichen jüdischen Gemeinde in Pappenheim sind die Grabsteine mit ihren Inschriften geblieben, die allerdings durch Witterungseinflüsse Jahr für Jahr immer mehr verfallen. Seit 2008 bestehen die Bestrebungen Namen und Lebensgeschichte der Pappenheimer Juden zu dokumentieren. Ein wichtiger Schritt ist dem Verein mit der Erstellung der zweiten Broschüre gelungen die, wie schon die erste Broschüre von Stephan Reuthner erstellt wurde. Es ist gelungen  Verbindungen zu Experten aufzubauen und zu pflegen, die schließlich dem Verein geholfen haben, seine Bestrebungen mit einem entscheidenden Meilenstein zu markieren. Erst die Digitalisierung aller rund 276 Grabsteine,  die wird die Bestrebungen des Heimat-und Geschichtsvereins zu diesem Thema abrunden und damit die Grabmale des jüdischen Friedhofs weltweit recherchierbar machen. Zu diesem Vorhaben hat der CSU Landtagsabgeordnete Manuel Westphal bei seinem Besuch der jüdischen Tage seine Unterstützung zugesagt.

Die Auftaktveranstaltung der jüdischen Tage war eine Kooperation des Heimat-.und Geschichtsvereins mit dem Kunst und Kulturverein. Im gut besuchten Museum an der Stadtmühle referierte Gerd Berghofer  über das Leben der jüdischen Bevölkerung in unserer Region, wobei beispielhaft die Region Georgensgmünd  dargestellt wurde.

Führungen und jüdische Wörter im heutigen Alltag
Weitgereiste Gäste gab es bei den beiden Führungen auf dem jüdischen Friedhof mit dem Ehepaar Ruth und Aaron Bruck aus Jerusalem. Die Eheleute Bruck haben in den Jahren 2007 und 2008 die Grabinschriften fotografiert und mit den Abschriften in hebräischer Sprache die Grundlagen für die spätere Dokumentation geschaffen.

Über sehr viele  interessierte Zuhörer konnte sich Professor Dr. Joachim Grzega freuen, als er über Wörter und Begriffe referierte, die im europäischen Sprachgebrauch noch heute alltäglich Anwendung finden.

Broschüre vorgestellt und mit Klezmaniaxx gefeiert
Im Bürgersaal des Europäischen Hauses fand schließlich mit der Vorstellung der zweiten Broschüre zur Dokumentation des jüdischen Friedhofs die zentrale Veranstaltung der jüdischen Tage statt.
In seinem Grußwort lobte der CSU Landtagsabgeordnete Manuel Westphal das Engagement des Heimat- und Geschichtsvereins als einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Pappenheimer Stadtgeschichte. Mit der Herausgabe der zweiten Broschüre habe der Verein einen wichtigen Meilenstein gesetzt, der in der Pappenheimer Geschichtsschreibung eine nachhaltige Komponente bleiben wird.
Gesetzt wurde dieses 144-seitige Werk von Vereinsmitglied Stefan Reuthner, der auch Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte und Philosophie der Broschüre gab. „ Es mag manchen Ansprüchen nicht genügen – aber es ist da“ führte Stadtarchivar Reuthner zu dem weitgehend von ihm verfassten Werk aus. Immerhin sind in der Broschüre 50 von den 176 kartierten Grabsteinen fotografisch, mit dem hebräischen niedergeschriebenen Urtext und mit der Deutsch Übersetzung dargestellt. Ferner gibt es,
als Zukunftsziele des Vereins, definierte Reuthner die Digitalisierung der beiden jüdischen Friedhöfe nach dem bereits erstellten Plan. Diese Dokumentation könne dann von Pappenheim aus weltweit zur Verfügung gestellt werden und damit ein wertvolles Hilfsmittel bei der Suche nach der Geschichte jüdischer Familien sein.
Von der Wichtigkeit der Grabinschriften für die Erforschung und Dokumentation von Familiengeschichten überzeugte Judaistik Professorin Dr. Susanne Talabardon von der Universität Bamberg bei ihrem Vortrag die Zuhörerschaft. In ihrem hochinteressanten Vortag stellte sie in eindrucksvoller Weise dar, wie eine Grabinschrift der Schlüssel zur Erforschung der Familiengeschichte einer Bamberger Familie war. Talabardon zeigte die bewegende Geschichte mehrerer Generationen auf. Bei  ihren Forschungen durch die Generationen konnte sie auch zu der Generation unserer Tage finden,  mit der die Professorin noch heute in Verbindung steht.

Die Verbindung zu Anke Geißler, die in Potsdam  Dozentin am Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaften ist, kam durch die Empfehlung von Professorin Dr. Susanne Talabardon zustande. Anke Geißler ist eine der wenigen Experten, die hebräische Grabinschriften mit wissenschaftlichen Anspruch übersetzen können, weil es auch darauf ankommt bestimmte Zeichen und Formulierungen zu deuten. Anfang Dezember hatte sich Anke Geißler vor Ort auf den jüdischen Friedhöfen in Pappenheim darüber informiert um, wie sie sagte, „nachzusehen auf was ich mich da einlasse“.

[Unseren Artikel zum Besuch von Anke Geißler finden Sie hier …]

Seit dem Frühjahr 2014 war sie damit beschäftigt die 50 Grabinschriften zu übersetzen. Grundlage ihrer Arbeit waren die von Ruth und Aaron Bruck erstellten Dokumentationen in Bild und Schrift.

Schon kurz nach der Vorstellung der Broschüre wurde dann mit der Klezmerband Klezmaniaxx in der Remise des Büchelehauses (auch Haus der Bürger oder K 14) so richtig gefeiert.  Das begeisterte Publikum  lieferte bei manchen Stücken gerne die Backgroundgeräusche und klatschte begeistert im Rhythmus mit. Allerdings wurde das Publikum für sein Mitwirken auch mit drei Zugaben belohnt.

Im Zeichen jüdischer Friedhöfe

Im Zeichen jüdischer Friedhöfe stand der vierte Veranstaltungstag. Am Montag gab es im jüdischen Friedhof neben den Erläuterungen der Familie Bruck auch Erläuterungen von Steinmetz Michael Pappler, der den Gästen so manches Geheimnis über das „Schreiben auf dem Stein“ erläuterte. Besonders fachkundige Erklärungen gab es von Dr. Ing. Ulrich Knufinke, der über eine besondere Architektur der jüdischen Friedhöfe und auch der Grabsteine zu referieren wusste.
Erläuterungen zu den jüdischen Grabsteinen im Zusammenhang mit dem Solnhofer Bruchstein konnte der Experte Erich Satzinger aus Solnhofen geben.

Ein außerordentlich interessiertes Publikum fand sich zu dem Vortrag ein, den Architekturhistoriker Dr. Ing. Ulrich Knufinke von der Universität Braunschweig im Europäischen Haus  anbot. Lange über die vorgesehene Zeit hinaus beantwortete der Referent geduldig alle Fragen, die von den außerordentlich interessierten Zuhörern gestellt wurden.

Die Rabbinerin und das Polizeiorchester Bayern

Am letzten der jüdischen Tage in Pappenheim hatte der Heimat- und Geschichtsverein mit der ersten deutschen Rabbinerin Dr. Antje Yeal Deusel und dem Polizeiorchester Bayern richtige Hochkaräter nach Pappenheim eingeladen.
Am Morgen zog die Rabbinerin 180 Kinder der Grundschule Pappenheim Solnhofen in ihren Bann, die sich aus dem gesamten Schulverband in der Turnhalle der Grundschule Solnhofen versammelt hatten.  Der jüdische Jahreskalender war das Thema und so erfuhren die 180 Grundschüler über die Bräuche und Feste des jüdischen Glaubens.

Auch bei ihrem Vortrag am Nachmittag im Bürgersaal des EHP waren die Feste im Jahreslauf des jüdischen Glaubens Thema des Vortrags von Rabbinerin Dr. Antje Yeal Deusel das zentrale Thema, wobei  sie  anschließend auch aktuelle Fragen der interessierten Zuhörer beantwortete.

Am Nachmittag reiste dann das Polizeiorchester Bayern an um in der evangelischen Stadtkirche das Equipment aufzubauen und eine Probe abzuhalten. Eine Abordnung des Polizeiorchesters traf sich eine Stunde vor Konzertbeginn zu einem Empfang im Rathaussaal, zu dem auch der Treuchtlinger Polizeichef  Erster Polizeihauptkommissar  Dieter Meyer und der Leitende Polizeidirektor Alfred Kühnl gekommen waren. Geladen waren auch die Helferinnen und Helfer des Heimat- und Geschichtsvereins, sowie die externen Mitwirkenden. FW-Fraktionsvorsitzender Walter Otters, war als Vertreter des Stadtrates der Einladung zu dem Empfang gefolgt. Sie alle wurden von Bürgermeister Uwe Sinn im historischen Rathaussaal begrüßt .
Nachdem bei dem Empfang mit Adelheid Wenninger, der Schatzmeisterin des HGV und dem Treuchtlinger Polizeichef Dieter Meyer zwei Geburtstagskinder anwesend waren, wurde den beiden von einer Delegation des Polizeiorchesters ein Geburtstagsständchen dargebracht.

Krönender Abschluss der Jüdischen Tage war dann ein hochklassiges Konzert des Polizeiorchesters Bayern unter der Leitung von Gelsomino Rocco. In der Pappenheimer Stadtkirche reihte das Ensemble in dem gut einstündigen Konzert einen musikalischen Glanzpunkt an den anderen. Die  überschaubare Besucherzahl bestand in jedem Fall aus Besuchern, die durch ihre Begeisterung die hohe Qualität des Konzertes zu würdigen wussten. Das Polizeiorchester Bayern präsentiert hochklassige Konzerte ohne Gage. Allerdings muss gewährleistet sein, dass die bei den Konzerten eingehenden Spenden einem gemeinnützigen Zweck zugeführt werden. In Pappenheim haben die Spenden zur Finanzierung der 2. Broschüre zur Dokumentation der  Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Pappenheim beigetragen.

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